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Sektorübergreifende Kommunikation von Medikationsdaten

Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (ATMS) durch intersektorale Vernetzung - MediPlan (eMP)
Projekttyp: 

Projektziel(e)

Ziel dieses Modellvorhabens ist eine Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (ATMS) durch intersektorale Vernetzung und die Kommunikation von Medikationsdaten. Dabei sollen mehr als 20 Arztpraxen elektronisch miteinander verbunden und an das Informationssystem der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Fürth angebunden werden.

Diese flächendeckende Vernetzung ermöglicht sowohl niedergelassenen als auch Krankenhaus-Ärzten erstmalig eine umfassende Übermittlung von Medikationsdaten sowie eine valide Überprüfung der verordneten Medikamente auf Verträglichkeit. Aufgrund des digitalen Datenaustauschformats können elektronische Wissensdatenbanken und Entscheidungs-Unterstützungssysteme genutzt werden. Die ad hoc Nutzung von Datenbanken ist notwendig, da in Deutschland ca. 10.000 Medikamente für den Gesundheitsmarkt zugelassen sind und kein Arzt in der Lage ist, über alle ein umfassendes Wissen bereit zu halten. Die gesammelten Ergebnisse fließen kontinuierlich in eine Wissensdatenbank ein, in der sie evaluiert und unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten weiter bewertet werden.

Durch einen Rückkanal soll den niedergelassenen Ärzten ermöglicht werden, Medikationsdaten zeitnah und vollständig nach der Entlassung des Patienten aus dem Klinikum zu erhalten. Mit der zusätzlichen Möglichkeit, Medikationsdaten auch innerhalb des niedergelassenen Sektors auszutauschen, soll weiterhin untersucht werden, ob sich die Zahl der medikationsbedingten Krankenhauseinweisungen durch die gemeinsame Nutzung eines elektronischen Medikationsplans verringert.

Damit wird erstmals Fach- und Sektor-übergreifend mit einer großen repräsentativen Patientenpopulation die durchgängige elektronische Übertragung von Medikationsdaten realisiert. In diesem Vorhaben wird nicht nur der Einfluss einer verbesserten Datenlage auf die Problematik der UAW und Medikationsfehler gemessen, sondern auch die frühzeitige Erkennung derselben im ärztlichen Alltag ermöglicht. Der digitale Medikationsplan ermöglicht außerdem eine transparente Übersicht über den Verwendungszweck der Medikation. Mit ihm kann auf einen Blick erkannt werden, ob die vorliegende Medikation dem Stand der Wissenschaft entspricht.

Am Ende der Projektlaufzeit soll ein Nachweis über folgende Verbesserungen geführt werden:

  • Reduktion von nicht indizierten Arzneimitteln >15%
  • Reduktion von Mehrfachmedikation >15%
  • Reduktion von Medikationsfehlern >15%
  • Verbesserung der Erkennung von UAW bei Klinikaufnahme >10%
  • Reduktion der Dauer der Medikamentenanamnese bei Klinikaufnahme >50%

Der Lehrstuhl für klinische Pharmakologie und HellmannConsult führen kontinuierlich eine Auditierung bezüglich der Eignung des Medikationsplans für AMTS durch. Abschließend wird ein Feedback an die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft als verantwortlichem Gremium für die Gestaltung eines praxistauglichen Medikationsplans gegeben.

Kurzbeschreibung des Projektes

Weltweit gelten tödliche unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) als eine der häufigsten Todesursachen. Auch in Deutschland werden jährlich mehrere hunderttausend Patienten wegen schwerwiegender UAW in ein Krankenhaus überwiesen. Besonders betroffen sind ältere Patienten, die aufgrund von Mehrfacherkrankungen viele Arzneimittel einnehmen oder Patienten, die im Rahmen der Selbstmedikation gefährliche Arzneimittelkombinationen konsumieren.

Aufgrund der pharmakologischen Eigenschaften wären dabei mehr als die Hälfte dieser UAW vorhersehbar und ca. 30% unter dem klinischen Aspekt auch vermeidbar.

Gründe für das häufige Eintreten von UAW sind im Allgemeinen ein mangelnder Kenntnisstand über

  • bereits verordnete Medikation und die Indikation für die Verordnung
  • potentielle UAW von verordneten Medikamenten
  • potentielle Interaktionen mit anderen Medikamenten

Dieser mangelnde Kenntnisstand ist auf das Fehlen eines standardisierten Prozesses zur Übermittlung von Medikationsinformationen zwischen den behandelnden Ärzten zurückzuführen. Übermittler der Information sind meist die Patienten, die nur selten in der Lage sind, Medikation und Befund korrekt und vollständig zu übermitteln. Damit hat keiner der behandelnden Ärzte eine vollständige und korrekte Übersicht über die Medikation des Patienten.

Die umfassende Kenntnis zur Arzneimitteltherapie des behandlungsbedürftigen Patienten ist aber die Grundvoraussetzung zur Planung einer sicheren Therapie, nicht nur im Sinne des Therapieerfolgs sondern auch im Hinblick auf die konsequente Vermeidung von UAW oder Medikationsfehlern. Maßnahmen zur Risikoreduktion und Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) sind daher zwingend notwendig.

Im Rahmen einer intersektoralen Zusammenarbeit zwischen den Arztpraxen der Ärztegenossenschaft Mittelfranken und dem Klinikum Fürth vernetzt Astrum-IT die Partner mittels einer Kommunikationsplattform. Über diese Plattform werden Medikationsdaten und Patientenstammdaten mit den die Arzneimitteltherapie indizierenden Diagnosen übertragen. Der daraus resultierende, deutlich höhere Informationsstand dient dazu

  • den Verordnungsprozess in der Kooperation zu koordinieren
  • die Erkennungsrate von medikamentösen Gefährdungssituationen wie UAW oder Medikationsfehler zu erhöhen
  • nicht indizierte oder kontraindizierte Arzneimittel zu reduzieren
  • die Spezifikationen des Medikationsplans als Basis für elektronische AMTS-Systeme zu überprüfen

Der Beleg für die bessere Versorgung durch diese Maßnahmen sowie eine kontinuierliche, prozessbegleitende Beratung und Auswertung der Ergebnisse erfolgt durch den Lehrstuhl für klinische Pharmakologie des Universitätsklinikums Erlangen sowie durch HellmannConsult.

Projektlaufzeit

01.05.2013 - 28.02.2015

Kontakt

Ralph Steidl

ASTRUM IT GmbH

Am Wolfsmantel 2
91058 Erlangen

ralph.steidl@astrum-it.de

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