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Internationale Journalisten zu Besuch im Land der Medizintechnik

on 2. Juli 2012 - 14:04

ERLANGEN/NÜRNBERG – Demografischer Wandel – diesen Begriff sehen die Akteure im Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung. Während einer zweitägigen Pressetour im Rahmen der Initiative „Research in Germany – Land of Ideas“ des Bundesforschungsministeriums bereisten jetzt 17 internationale Wissenschaftsjournalisten aus aller Welt das Innovationsnetzwerk. Eingeladen hatte der Deutsche Akademische Auslandsdienst (DAAD). Unter dem Motto „Medical Technologies“ konnten die Medienvertreter bei zahlreichen Firmenbesuchen und Vorträgen mehr zu Forschung und Projekten im Spitzencluster für Medizintechnik erfahren. Im Fokus standen medizintechnische Innovationen für eine verbesserte Gesundheitsversorgung – immer mit Blick auf die Kosten für das Gesundheitssystem. Ziel der Pressetour war es, den Austausch zu fördern und die Entwicklungs- und Forschungskooperationen zwischen Deutschland und seinen internationalen Partnern auszuweiten.

3D-Echtzeit-Aufnahmen im OP

Das Start-up-Unternehmen Metrilus GmbH stellte seine Spezialanwendungen für 3D-Kameras vor, mit der dreidimensionale Daten in Echtzeit aufgenommen werden können. Die Software unterstützt den Arzt in seinen bisherigen Möglichkeiten und lässt eine berührungslose Gestensteuerung mithilfe einer handelsüblichen 3D-Kamera zu. Dies ist vor allem bei sterilen Bedingungen im OP wichtig. Ziel des Unternehmens ist es, vorhandene klinische Arbeitsabläufe schneller und sicherer zu machen. Zum Einsatz kommt die Software zum Beispiel in der Strahlentherapie. Potenzial sehen die Geschäftsführer auch in der bildgebenden Diagnostik zur frühzeitigen Erkennung von Tumoren und anderen Krankheiten. Mit seiner Idee war Metrilus bei der Firmengründung Anfang 2010 weltweit einer der ersten Anbieter für Applikationen zur umfassenden 3D-Echtzeit-Bildgebung.

Innovative Krebsbehandlung mit Nanomedizin

Eine gezielte Behandlung ohne Nebenwirkungen – das will die Forschergruppe rund um Prof. Dr. Christoph Alexiou von der Sektion für Experimentelle Onkologie und Nanotechnologie. Mithilfe von magnetischen Nanopartikeln soll eine punktgenaue Behandlung von Tumorerkrankungen möglich werden. Kleinste magnetische Eisenoxidpartikel werden als Träger (Carrier) eingesetzt und transportieren die Medikamente direkt zum gewünschten Wirkungsort im Tumor. Zusätzlich wird ein Magnetfeld von außen direkt auf den Tumor gerichtet, um sicherzustellen, dass sich die magnetischen Nanopartikel im Tumor konzentrieren und dort das Medikament freisetzen. Wenn es gelingt, das sogenannte Magnetic Drug Targeting als Therapieform in die Klinik zu bringen, bietet das einen echten Mehrwert für die Patienten: denn gesundes Gewebe wird nicht zerstört. Außerdem müssen die Betroffenen deutlich weniger Medikamente einnehmen, da bereits ein Fünftel der bisherigen Dosierung ausreicht, um den Krebs im Körper zu behandeln. Dies konnten Prof. Alexiou und seine Kollegen in zahlreichen Versuchen nachweisen.

METEAN stellt Medizintechnik auf die Probe

Die in der Forschung gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis auf die Probe zu stellen, das hat sich das Medizinische Test- und Anwendungszentrum METEAN zur Aufgabe gemacht. Das Zentrum wird vom Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen betrieben und befindet sich in den Räumen des Universitätsklinikums Erlangen. Unternehmen haben dort die Möglichkeit, medizintechnische Systeme in klinischen Studien unter den Anforderungen des täglichen Betriebs zu testen. Ziel ist es, den Prozess vom Labor zum Patienten („from bench to bedside“) zu beschleunigen. Das Besondere ist der Austausch zwischen verschiedenen Fachrichtungen: Im METEAN arbeiten naturwissenschaftlich-technische, medizinische und klinische Forscher, Kliniken, Krankenkassen und Unternehmen der Medizintechnik zusammen. In einem Showroom gab es für die Journalisten Medizintechnik „live und zum Anfassen“, wie zum Beispiel ein T-Shirt mit integrierten intelligenten Sensoren zur Messung von Vitalparametern.

Austausch mit Gründergeist im Medical Valley Center

Hauptschauplatz der Pressetour war das Medical Valley Center, in dem sich die Teilnehmer mit den Experten vor Ort austauschen konnten. Das Innovations- und Gründerzentrum unterstützt junge Firmen auf dem Weg in die Medizintechnik- und Pharmabranche. Seit seiner Eröffnung 2003 wird hier Pionierarbeit geleistet. In den letzten Jahren hat es sich immer mehr zu einem Treffpunkt für maßgebliche Akteure aus der Region entwickelt. Die knapp 40 Mieter können in dem Gebäudekomplex nicht nur Büroräume und Laborflächen mieten, sondern werden auch in Sachen Fördermittel und Marketing beraten. Neben jungen Start-up-Firmen ist hier außerdem das Zentrum für Medizinische Technik und Physik (ZMPT) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg beheimatet. Von der räumlichen Nähe profitieren sowohl Industrie als auch die Hochschule: Die Ergebnisse der universitären Spitzenforschung können schnell in Produkte umgewandelt werden. Auf der anderen Seite sind enge Kontakte zu Unternehmen unerlässlich für eine praxisorientierte Ausbildung.

 

Foto: DAAD/Volker Lannert

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