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Fachtagung Telemedizin in Therapie & AAL war ein großer Erfolg

on 8. April 2013 - 15:57

Experten aus Europa sind sich einig - Telemedizin zur Therapie ist eine Lösung für unsere Gesundheits- und Sozialsysteme. "Telemedizin wird helfen, die Herausforderungen der Demographiewende zu meistern", so Ministerialrat Kraemer des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit.

Über 100 Experten und Teilnehmer aus drei Ländern trafen sich zur Fachtagung "Telemedizin in Therapie & AAL" an der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg. Ausrichter der Veranstaltung war das Deutsche Telemedizin Zentrum e.V. mit Sitz in Nürnberg. Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Medical valley EMN e.V. 

Auf Einladung des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement präsentierten hochrangige Vertreter der Sozialversicherungsträger aus Deutschland, Holland und Österreich ökonomische Analysen und praktische Erfahrungen mit der Telemedizin. Im Fokus der Veranstaltung standen Möglichkeiten der Versorgung von Menschen zu Hause. Die Gesundheit nach Hause zu bringen sei eine Lösung, um Arbeitnehmer schnell in den Beruf zu integrieren, strukturschwache Gebiete zu versorgen und Pflege zu verzögern. Einhelliger Tenor der Veranstaltung war es, dass dadurch die Sozialsysteme wirksam entlastet werden können. Voraussetzung für Anbieter solcher Leistungen sei es, die dafür erforderlichen Abrechnungsmöglichkeiten zu schaffen.

Die Deutsche Rentenversicherung Bayern, die österreichischen Träger PVA Pensionsversicherungsanstalt und VAEB Versicherungsanstalt für Eisenbahn und Bergbau, das Deutsche Telemedizin Zentrum e.V., die Gesundheitsministerien Bayerns und der Niederlande, Klinikgruppen wie Enzensberg und die Celenus-Kliniken GmbH, die DEGEMED, die Bayerische TelemedAllianz, Ärzte sowie der Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement berichteten dazu aus aktuellen Projekten.

Evaluationsergebnisse der Deutschen Rentenversicherung

Besondere Beachtung fanden die Ergebnisse der Deutschen Rentenversicherung. Als, nach eigenen Angaben, Vorreiter für alle Rentenversicherungsträger der Bundesländer hat die DRV Bayern Süd eine telemedizinische Nachsorge zu Hause untersucht, die EvoCare-TeleTherapie. Nach mehrjähriger Erprobung der medizinischen Wirksamkeit mit positivem Ergebnis, wurde aktuell eine weitere Studie abgeschlossen. TeleTherapie wurde für Nachsorge-Patienten der Orthopädie über zwei Jahre in vier Kliniken untersucht. Mehr als 3.000 Patienten konnten die TeleTherapie zu Hause weiterführen und so schneller in die Arbeitswelt integriert werden. Nach Angaben des Studienleiters Prof. Beyer konnte bei den vorläufigen Ergebnissen eindeutig und hochsignifikant die Wirksamkeit und Gleichwertigkeit mit den herkömmlichen Verfahren belegt werden. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden im Mai erfolgen. Danach sei das Verfahren bundesweit einsetzbar. Parallel durchgeführte Untersuchungen des Lehrstuhls für Gesundheitsmanagement zeigten ökonomischen Effekte für Kliniken und Kostenträger, aber auch Auswirkungen für die Sozialkassen. "Wird von 250 Patienten nur eine Frühberentung vermieden, spart das Sozialsystem Geld", so Stefan Warzecha vom Lehrstuhl der FAU.

"Es ist häufig so, dass einzelne Bundesländer Dinge erproben, damit alle anderen dieses Verfahren dann übernehmen können“, so Geschäftsführer Gerhard Witthöft der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd. Telemedizin sei eine Modernisierung der Therapie. In allen anderen Lebenslagen habe die Modernisierung bereits Einzug gehalten. Der Gesundheitsbereich zeige hier Nachholbedarf.  Bereits seit über 10 Jahren werde an der TeleTherapie gearbeitet. Heute haben sich die Möglichkeiten verbessert. Die Therapie werde intensiviert, nach Hause gebracht und die Patienten haben täglich Kontakt mit ihren Versorgern. Möglich werde dies über spezielle Geräte, die Patienten leihweise nach Schlaganfall, Herzinfarkt oder Hüft-OP erhalten. Die TeleTherapie setze nahtlos an den stationären Aufenthalt an. Durch intensive Betreuung lasse sich Genesung verbessern und so schneller die Rückkehr ins Arbeitsleben forcieren.

Besonderes Potential der diskutierten Verfahren zeige sich durch den Einsatz zum Zweck der Prävention bei Älteren. Das Deutsche Telemedizin Zentrum e.V. berichtete von Erfahrungen aus der Stadt Bozen in Italien. Diese zeigten, dass sich durch telemedizinische Leistungen der Gesundheitszustand Älterer nachhaltig verbessern ließe und positive Auswirkungen auf die Pflegebedürftigkeit nachweisbar sind.

Viel Beachtung fand ein kommunales Modell, sich um Ältere mittels "gesund & sicher zuhause"-Leistungen zu kümmern. Das sogenannte Dr.Hein-Modell sorge für eine neue kommunale Solidargemeinschaft, die soziale Leistungen in der Gemeinde so organisiere, dass dadurch das Sozialsystem entlastet werde. Zum Einsatz kommen die Versorgungsverfahren der DRV, jetzt allerdings nicht zum Zweck der Rehabilitation, sondern als Leistungen der Pflegeprävention. Landkreise sowie zuständige Ministerien arbeiteten an der Realisation.

"It is a sense of urgency", so der Vertreter aus den Niederlanden, Henry Mulder. "Wir haben eine hohe Dringlichkeit, wir haben dreimal höhere Ausgaben für Langzeitpflege in Holland als in Deutschland - unser Ministerium hat bereits reagiert". So werde den Gemeinden in Holland ein fixes Budget zugeteilt, um Teile der Pflegeleistungen kommunal organisieren zu lassen. Man wirke so der Kostenexplosion entgegen.

Insgesamt war die Veranstaltung ein gelungener Auftakt. Auch die Teilnehmer waren vom hohen Niveau der Referate überzeugt. Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement plant das Deutsche Telemedizin Zentrum e.V. im nächsten Jahr die Veranstaltungsreihe mit dem Themenschwerpunkt "Gesundheitsstandort zu Hause" fortzuführen.

 

Foto: Marco Wendel

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