Techniken aus dem Medical Valley EMN zur Versorgung auf dem Land vorgestellt
Alarm bereits vor dem Sturz
Eine Sensor-Uhr von Vivago Care System misst beispielsweise kontinuierlich die Vitalparameter ihres Trägers und schickt diese an eine Zentrale. Dort werden die Daten überwacht und ausgewertet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Notrufsystemen schlägt das Gerät bereits Alarm, wenn sich eine Notsituation durch Unregelmäßigkeiten in den Vitalparametern ankündigt – nicht erst dann, wenn der Notfall eingetreten ist. Eingesetzt werden kann das intelligente Gerät zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen. Ein echter Mehrwert: „Das Personal kann sich auf die Frühwarninformationen, die von der Uhr übertragen werden, verlassen und sich mehr der sozialen Pflege der Bewohner widmen“, so Janna Ranta von Vivago Oy. Die monatlichen Kosten für das Vivago Care System betragen rund 35 Euro.
Kaffee zur Technik
Zuhause wieder gesund werden – dieses Motto haben sich EvoCare Healthservices auf die Fahnen geschrieben: Mithilfe von Telemedizin und intelligenten Endgeräten sollen Behandlungen in den Bereichen Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie unter ärztlicher Supervision in Zukunft auch in den eigenen vier Wänden möglich sein. Ein Anwendungsgebiet ist z. B. die Nachsorge unmittelbar nach einem Reha-Aufenthalt. Ein weiterer Bereich ist das Monitoring von Vitalparametern bei älteren Personen, die zu Hause leben. Geschult werden die meist hochbetagten Anwender in wöchentlichen „Kaffeekränzchen“ mit den Technik-Experten: „Speziell mit dieser Kombination aus Technik und Sozialem erzielen wir sehr gute Resultate. Die kognitiven und motorischen Fähigkeiten und vor allem Stolz und Selbstwert der Teilnehmer an diesem Projekt haben sich enorm verbessert“, so Dr. Achim Hein von EvoCare GmbH.
Herausforderungen im Modellversuch meistern
Demografie, Fachkräfte- und Ärztemangel sowie knappe Ressourcen – vor diesen Herausforderungen stehen die Krankenkassen, wenn es um die Finanzierung von telemedizinischen Lösungen geht. Derzeit werden die Kosten von telemedizinischen Anwendungen noch nicht von den Krankenkassen getragen. Der Beleg für deren Wirksamkeit sei zwar erbracht, das Kosten-Nutzen-Verhältnis müsse jedoch noch geklärt werden, berichtet Sophie Schwab von der DAK Gesundheit. Es sei aber durchaus denkbar, mit einem Projektkonsortium von Technik-Anbietern und ausgewählten MORO-Modellkommunen in der Metropolregion Nürnberg einen Modellversuch durchzuführen.
Hintergrundinformationen: Modellvorhaben für altersgerechte Assistenz
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung als Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) gefördert. Ziel der Partner aus Kommunen, Industrie und Gesundheitsversorgung ist es, den Wissenstransfer in Sachen innovativer Technologien zwischen Stadt und Land zu fördern, um die Versorgung von Menschen im ländlichen Raum zu verbessern. Seit dem Projektstart im März 2012 erarbeiten die Akteure gezielt Strategien rund um die medizintechnische Versorgung durch altersgerechte Assistenzsysteme.
In dem MORO-Projekt arbeiten 25 Modellkommunen aus der Metropolregion Nürnberg mit. Gemeinsam haben sie einen Dialog gestartet, um Strategien zu entwickeln, die ihren Einwohnern ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Unterstützt werden sie von den Technik- und Projektentwicklern aus dem Medical Valley EMN. Im nächsten Workshop am 9. Juli in Altenstadt a.d. Waldnaab wird es um die Einbindung und den Aufbau sozialer Netzwerke von Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement gehen.
Teilnehmer im Projekt sind folgende Modellkommunen: Ahorn, Altenstadt a.d.W., Arzberg, Bad Rodach, Ebermannstadt, Erbendorf, Gefrees, Hallstadt, Helmbrechts, Lautertal, Münchberg, Pyrbaum, Seßlach, Wiesau, Wirsberg und Wunsiedel und die in der der AOVE GmbH vertretenen neun Kommunen aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach (Edelsfeld, Freihung, Freudenberg, Gebenbach, Hahnbach, Hirschau, Poppenricht, Schnaittenbach und Vilseck).
Weitere Informationen finden Sie hier.
Foto: Vivago Oy
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